Feist Raymond - Schlangenkrieg-Saga 03 by Der Haendler von Krondor

Feist Raymond - Schlangenkrieg-Saga 03 by Der Haendler von Krondor

Autor:Der Haendler von Krondor [Krondor, Der Haendler von]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-21T17:41:35+00:00


Sechs

Kaffeehaus

Roo fuhr zusammen. Der Kellner, der durch die Tür kam, machte einen gekonnten Schlenker und wich Roo aus, der gerade die Küche von Barrets Kaffeehaus betrat. Roo stellte sein Tablett ab und rief die Bestellungen aus. Das Durcheinander in der Küche stand in vollkommenem Gegensatz zu der Ruhe im Schankraum und den privaten Nischen im ersten Stock. Die große, zweiflügelige Eichentür hielt jeglichen Lärm von den Händlern und Geschäftsleuten fern, die im Kaffeehaus mit gedämpften Stimmen verhandelten.

Roo hatte fast eine Woche lang nach Arbeit gesucht, bevor ihm Barrets Kaffeehaus eingefallen war. Verschiedene Handelsgesellschaften hatten die Ersuche des ärmlich gekleideten früheren Soldaten ohne große Umschweife abgelehnt. Einen solchen Mann würden sie nur als Partner akzeptieren, wenn er eine große Summe Kapital mit einbrachte. Mochte Roo ihnen auch harte Arbeit, Fleiß, Scharfsinn und Treue versprechen, für diese Männer zählte nur eins: Gold.

Die meisten Händler nahmen ihre Söhne als Lehrlinge, und nur die wenigsten hatten Stellen als Wachen oder Domestiken zu vergeben. Roo wollte sich schon sein Scheitern eingestehen, als ihm der junge Kellner in Barrets Kaffeehaus einfiel. Jason hatte Roo und Erik seinerzeit gesagt, wo sie einen ehrlichen Pferdehändler finden konnten.

Also war Roo zum Kaffeehaus gegangen, hatte den zuständigen Mann ausfindig gemacht, und nachdem dieser bei Sebastian Lender Erkundigungen eingeholt hatte, wurde Roo vom Geschäftsführer, einem Mann namens Hoen, probeweise eingestellt.

Roo hatte von Jason, der ihm alles gezeigt hatte, schnell gelernt, wie die Arbeit vonstatten ging. Er mochte Jason, den jüngsten Sohn eines Händlers aus einem anderen Stadtviertel. McKeller, der Oberkellner, hatte Jason gesagt, er solle »dem neuen Jungen zeigen, wo der Hase langläuft«. Es paßte Roo überhaupt nicht, als »Junge« bezeichnet zu werden, aber angesichts von McKellers Alter war eine solche Titulierung verständlich. Selbst Herzog James würde neben McKeller wie ein Junge dastehen.

Jason hatte sich als angenehmer Lehrer erwiesen, der Roo nicht gleich als Dummkopf betrachtete, nur weil er sich mit der Arbeit im Kaffeehaus nicht auf Anhieb auskannte. Dabei half es Roo sehr, daß er sich in seiner Jugend viel bei Erik und somit im Gasthaus Zur Spießente herumgetrieben hatte, denn auf diese Weise wußte er zumindest ungefähr, welche Aufgaben ihn erwarteten.

Dennoch, vieles war neu für Roo. Zunächst hatte er einen Eid schwören müssen – und zwar auf eine Reliquie aus dem Tempel der Sung, Göttin der Reinheit –, alles für sich zu behalten, was er bei der Arbeit an den Tischen zufällig mit anhören würde. Dann bekam er die gleiche Tracht, die auch die anderen Kellner trugen – Hemd, Hose, Schürze und Stiefel –, und ihm wurde mitgeteilt, daß diese Kleidung von seinem Lohn abgezogen werden würde. Anschließend hatte man ihn in die Küche geführt und ihm die verschiedenen Sorten von Kaffee und Tee, Backwaren, Frühstück, Mittagessen und Abendessen erklärt.

Roo hatte sich soviel wie möglich gemerkt und war zuversichtlich, den Rest zu lernen, wenn es an der Zeit wäre. Das geordnete Durcheinander zu den betriebsamsten Zeiten im Kaffeehaus erinnerte Roo in vielerlei Hinsicht an das Getümmel einer Schlacht. Jeder Kellner mußte sich die Bestellung eines jeden seiner Gäste merken.



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